PRESSE
Mit Bleistift und Pinsel der Tierwelt beistehen
Samtgemeinde Elbtalaue zeigt POGO's imposante Tierköpfe und Collagen
Dannenberg. Die Vernissage des Künstlers POGO am verangenen Freitag in den Räumen der Samtgemeinde Elbtalaue in Dannenberg war gut besucht. Gleich auf dem Treppenaufgang Zeichnungen seiner farbigen Schaffenszeit...
Mit dem Zeichenstift eine Lanze für Tiere brechen
Bildender Künstler enthüllt überlebensgroße Skulptur vor der ehemaligen Schule in Woltersdorf
Wenn man durch die Galerien geht, wird offensichtlich, daß realistische Malerei nicht so en vogue ist. Und Tiere schon gar nicht im Mittelpunkt stehen. Beides trifft jedoch auf POGO zu. Er nutzt seine künstlerischen Fähigkeiten, um mit Bleistift und Pinsel für die Tierwelt einzutreten. Damit hat er sich einen Namen gemacht, und das unter einem Künstlernamen, der vor Jahren aus der Falschschreibung seines Vornamens Peer-Gero entstand. Mehr lesen >>
Pogo und der blaue Pinguin
Bildender Künstler enthüllt überlebensgroße Skulptur vor der ehemaligen Schule in Woltersdorf
Woltersdorf. Auch wenn die mehr als überlebensgroße Statue eines Pinguins sowieso die Blicke auf sich ziehen würde, ist es das kräftige Ultramarinblau der Skulptur vor der ehemaligen Schule in Woltersdorf, das besonders ins Auge fällt, und zwar so extrem, dass die Beobachter den Blick kaum abwenden können.
Tierschutz in der Kunst
POGO regt zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier an
Havelberg. Ein Erlebnis in seiner Kindheit hat den Berliner Küntler POGO in seinem Schaffen geprägt. Er hatte lange Zeit ein Pferd in Pflege, dem nach einen Unfall ein Bein amputiert werden musste und das dann in der Forschung gelandet ist. Seine Kinderseele war verletzt. Diese erste schmerzhafte Berührung mit dem Thema Tierschutz ließ ihn nie wieder los und ist der Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens geworden.
POGO – Ein Künstler der besonderen „art“
Das Cap verwegen schräg im Gesicht, drahtig und vital bittet er mich mit gewinnendem Lächeln in sein „Allerheiligstes. Ich spüre sofort – die Chemie stimmt. Dann sitze ich über den Dächern von Berlin im sonnendurchfluteten Atelier des Wilmersdorfer Künstlers POGO auf einem schlichten Klappstuhl. Ich schaue mich um und lasse seine Bilder auf mich wirken, die großflächig an den Wänden hängen. Draußen auf der Terrassenbrüstung steht weithin sichtbar ein blauer Pinguin von beachtlicher Höhe, 97 cm misst er, erfahre ich. Es ist eines der Objekte aus POGO’s Werkstatt. Später wird mir POGO die Bedeutung dieser Pinguine erläutern...
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POGO
Tiere in der Malerei finden sich gewöhnlich da, wo sie der Mensch auch im realen Leben postiert hat: am Rande, im Hintergrund oder auf dem Teller. Schaf- oder Rinderherden sind Teil romantischer Landschaften, Fasane schöne, aber tote Bestandteile von Still-Leben. Herrlich gemalte Pferde bilden den Sockel Für Hochgestellte oder verrenken sich dekorativ in Schlachten; Hündchen im Rokoko-Interieur, zusammengerollte Katzen in der Bauernküche füllen leere Bildecken. Generationen von Malern haben Tiere als Beute und Meute von Jagdgesellschaften zum Motiv gewählt und sich dabei mit der Perspektive der Jäger identifiziert.
Ein besonderer Kunstgriff, die sichtbar Vorhandenen als Nicht-Vorhandene darzustellen, liegt darin, sie als Symbole menschlicher Ideen ihres eigenen Selbst zu berauben, so vorzugsweise im religiösen Kontext.
Nein, auch die KünstlerInnen der abendländischen Tradition haben unsere Wahrnehmungsbarrieren nicht durchbrochen. Auch sie haben fast ohne Ausnahme nur die äußere Erscheinung der Tiere gesehen, eine Hülle um keinen Kern. Es war wohl erst Franz Marc, der den Tieren die Seele zurückgegeben hat, die ihnen die Kirchenväter vor mehr als anderthalb Jahrtausenden genommen haben. In diesem kurzen geschichtlichen Augenblick, als auch Rilke die Verzweiflung des Panthers im Zoo thematisierte, Nietzsche und Dostojewski sich mit den Leiden der Tiere identifizierten, finden sich fast alle großen Namen aus der Kunst und Kultur in den Aufrufen gegen die beginnende Vivisektion. Der Erste Weltkrieg, in dem auch Franz Marc gefallen ist, markiert das Ende eines Anfangs. Hekatomben von Menschenopfern haben den Blick auf die Tiere wieder verstellt. Bis in die jüngsten Jahre.
Und heute, wo schon die Spatzen die Schändung und Vernichtung der Erde von den Dächern pfeifen und nicht einmal die Ratten das sinkende Schiff verlassen können, bleibt der Blick der Menschen weiterhin in borniertem Selbstmitleid von seinen vornehmsten Opfern abgewandt. Gnadenloser denn je schickt er sie in den Abgrund voran.
POGO wendet den Blick nicht ab. Er kann es nicht. Die Kreuzwegstationen des Pferdes, das ihm in früher Jugend begegnet ist, haben eine Erschütterung bewirkt, die die Barriere der Anthropozentrik durchbrochen hat. Die Tiere sind ihm nicht mehr Objekte. Er sieht sie nicht von außen. Ihr Leid ist sein Leid. Die Abwehr, die seine Bilder vielfach erzeugen, ist die Abwehr des Täters gegen sein Opfer dem er nicht in die Augen schauen will.
Wenn POGO die Tiere vom Rand ins Zentrum stellt, verstört er die Sehgewohnheit ebenso wie die menschliche Weltordnung. Still und hartnäckig verweigert er sich der Relativierung, dass auch Menschen leiden. Wird als bekannt vorausgesetzt. POGO ist einer von denen, die nur malen, was sie malen müssen. Was ihn zwingt und treibt sind die Opfer, die Paria des Menschengeschlechts. Die Täter sind anonymisiert – eine Hand, eine Krawatte, ein gesichtsloses Monster im Schutzanzug. Die aber, die das Monster aus seiner Wahrnehmung ausgeblendet hat, sie sind es, die uns anschauen. Die geschundenen Leiber haben Augen. „Schlachtvieh“ ist nicht länger anonym, es ist die Kuh, die dich anschaut. Der Gorilla im Zuchthaus Zoo, der Delphin im Netz, die Ratte im Versuch, sie haben Augen und schauen dich an.
Als Künstler gibt POGO den Tieren den Ausdruck mit Mitteln unserer Zeit. Ebenso fern von Sentimentalität wie von versteinerter Gefühllosigkeit. Mit kaltem Acryl, mit scheinbar fotorealistischer Genauigkeit, mit perfekter Technik gestaltet er seine Bilder, in deren Focus die Tiere stehen, entfremdet in der Mördergrube, die einmal die Welt war.
Sina Walden